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Zuckerrübenmord - Leseprobe 1

Zuckerrübenmord - Leseprobe 1

U -Bahn

»Richtig, Herr Wagner. Zur EU-Agrarbehörde in Nürnberg, U-Bahn-Haltestelle Gercherplatz. Gestern Nachmittag wollte er wie immer um 18.30 Uhr nach Hause fahren und wartete am Gleis auf die schon einfahrende Bahn, als er von hinten einen heftigen Stoß bekam. Er stürzte aber Gott sei Dank nicht in das Gleisbett. Weil der Waggon schon eingefahren war, prallte er gegen das Führerhaus, wurde zurückgeschleudert und fiel auf den Bahnsteig. Wie durch ein Wunder verletzte er sich nur an der Schulter. Soll ziemlich sportlich und durchtrainiert sein, der Mann. Vielleicht wäre sonst mehr passiert.«

»Und gesehen hat’s natürlich keiner?«, will ich wissen.

»Nein. Da war nur eine Gruppe Jugendlicher aus der Oberpfalz, die dort recht rumgealbert haben und mit sich selbst beschäftigt waren. Die haben dem Professor dann auf die Beine geholfen, aber vorher nichts bemerkt.«

»Also kann es auch reiner Zufall gewesen sein, ein Verrückter, ein Betrunkener, ein völlig Durchgebrannter, so was kennen wir ja zur Genüge.«

»Sicher, Herr Schmitt. Das ist in diesem Fall die wahrscheinlichste Version. Aber die Reaktion aus München macht mich etwas nachdenklich. Wie soll ich das ausdrücken, zu schnell, zu massiv, zu nervös, ja eigentlich mehr nervös als schnell und massiv. Der Mann muss richtig wichtig sein in dieser Behörde.«

»Vielleicht hot der an nix ausbezahlt, der wos a Geld hobn wollt!«

Herbert ist in seinem Element!

»Meine Herren, so daneben muss der Herr Wagner nicht liegen. Ich habe mich auf die Schnelle und nur sehr oberflächlich über solche Vergaben schlau gemacht. Es geht um verdammt viel Steuergeld aus Brüssel. Ein Antrag abgelehnt, ein Konkurrent bevorzugt, und schon hat man ganz nette Feinde. Leute, es geht im Jahr um fast sechs Milliarden Euro, die einen Abnehmer suchen.«

»Ich verstehe. Und nicht alles geht immer mit rechten Dingen zu, wie so oft halt bei öffentlichen Mitteln. Ein Bekannter von mir hat einen Nachbarn, der ist Frührentner und hält so aus Spaß an der Freude ein paar Schafe. Der kassiert im Jahr 4000 Euro, nur damit er seinem Hobby nachgehen kann.«

»Ich glaube nicht, Herr Schmitt, dass sich der Professor mit solchen Summen groß befasst. Die liest er und gibt sie an einen anderen Beamten weiter. Unter sechsstellig macht der das nicht. Eher noch siebenstellig.«

»Woher …?«

»Ich habe da so meine Quellen, Herr Schmitt. Sie und Frau Merkel haben morgen einen Termin bei Dr. Habermüller in der Behörde. Die müssen dort, außer dem Professor natürlich, nicht wissen, dass Sie von der Polizei sind. Also bitte unauffällig vorgehen! In der Behörde ist der Vorfall noch nicht als solcher bekannt. Offiziell hatte Dr. Habermüller einen Radunfall. Derzeit sind nur wir hier, Frau Merkel und natürlich das Ministerium eingeweiht. Also äußerste Diskretion, bitte!«

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