Mordland - Leseprobe 1
Cem ist am Telefon.
»Wolff, Leiche in Erlangen am Altstädter Friedhof.«
»Cem, hast du gesoffen?«
»Nein, also nicht wie üblich, nicht tot ...«
»Wie, nicht tot?«
»Also schon tot, aber auf einem Grab, nicht drin!«
»Wer hat angerufen?«
»Die Streife. Eine Rentnerin, die dort Grabpflege macht, du weißt, senile Bettflucht, die war schon um 6 Uhr unterwegs und hat die Polizei gerufen. Kollegen sind vor Ort.«
»Alles klar, ich geh hin.«
Den Weg mache ich zu Fuß, weil man da nicht parken kann. Der Friedhof ist in der gleichen Straße wie das Fitnessstudio, nur etwas weiter nördlich. Das sind nur etwa 10 Minuten. Vor dem Friedhofstor steht ein Streifenwagen in der Kurve und blockiert fast die ganze Fahrbahn. Einige Gaffer sind auch schon da.
»Bitte gehen Sie zur Seite, bitte machen Sie Platz, keine Handys, keine Aufnahmen.«
Ich verschaffe mir Platz. Es sind um die Zeit nur ein paar ältere Leute da. Wenigstens macht keiner ein Video. Ich nähere mich dem besagten Grabstein, auf dem einer liegt, und gehe drum herum.
Scheiße. Der Siemensheini. Der hängt kopfüber auf diesem alten, verwitterten Grabstein. Über dem Namen auf der Inschrift kann ich gerade noch lesen:
Er war ein Leben lang seiner Firma treu.
»Der iss hie, eindeudich«, meint einer der Streifenbeamten.
»Haben Sie das geprüft, den Notarzt gerufen?«
»Naa. Die Fraa do hodd’n scho a bor mol ’zwickt, abber do iss ka Reagtion!«
»Guter Mann. Das darf doch wohl nicht wahr sein!«
»Scho. Der iss doch scho steif und kalt. Schaun’s do.«
»Sie rufen jetzt sofort einen Notarzt und die Spurensicherung. Aber hoppla. Und fahren Sie den Streifenwagen weg, der blockiert alles!«
Der Mann hat natürlich recht. Der Saunastörer hängt da mausetot. Aber wieso hier? Das Fitnessstudio ist nur ein paar Schritte entfernt. Und wenn die Totenstarre schon eingesetzt hat, vielleicht war er gestern Abend da beim Training, hat sich ausnahmsweise mal übernommen und auf dem Heimweg ...? Keine Ahnung, das wird sich zeigen.
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