Mordland - Leseprobe 2
Nena kniet neben mir und legt ihre Hände auf meinen Rücken, dort, wo die Muskeln ansprechen, ganz sanft macht sie das. Dann übt sie mit ihren Fingern einen leichten Druck aus. Mir läuft ein Schauer über den Rücken. Ihre Berührung elektrisiert mich.
»Spürst du es hier?«
»Ja, genau da.«
Und überall, vor allem im Bauch, Wolff, das Kribbeln ist wieder da, ganz deutlich. Du gerätst wieder in große Gefahr schwach zu werden!
»Nicht einschlafen, du musst die Übung weitermachen, nicht so lange Pausen!«
Ich könnte ewig so verharren. Obwohl ich mit dem Gesicht zum Boden liege, kann ich vor meinem inneren Auge Nenas Lachen, ihren warmen Blick und ihre süßen Lippen sehen. Wolff, aufwachen! Ich drehe mich um. Sie kniet noch neben mir. Ich muss mich ablenken.
»Du hast die Ereignisse mitbekommen?«
»Ja, entsetzlich. Ganz entsetzlich. Diesen Alexander kannte ich kaum, der wollte auch keine Trainingsbegleitung und wusste alles besser. Aber die Bensdorfs kannte ich gut. Ich mochte sie. Sie waren freundlich und zuvorkommend. Gut, ihr Training war nicht effektiv, weil sie es nicht richtig angingen und viele Übungen trotz Hinweisen einfach falsch machten. Deswegen ging auch kein Kilo runter. Und das Bier nach dem Training war auch nicht hilfreich. Aber sie waren gerne und oft hier. Sie fühlten sich hier wohl, und das ist die Hauptsache. Meinst du, es gibt da einen Zusammenhang?«
Ich darf Nena nicht viel sagen, das hat schon manche Zeugen in Gefahr gebracht.
»Soweit sind wir noch nicht, es gibt einen kleinen Hinweis, aber dazu brauche ich noch mehr Ergebnisse aus der Rechtsmedizin. Dass die drei hier trainierten, ist in einer Stadt mit überschaubarer Größe nicht ungewöhnlich. Du weißt, dass mein Beruf hier unter uns bleibt?«
»Klar. Ich halte mich da auch bei so manchem Getuschel über die Vorfälle heraus. Du glaubst gar nicht, wie schnell das die Runde gemacht hat.«
»So schnell ging das?«
»Ein Kunde stand heute Morgen vor dem Haus der Bensdorfs, hat alles gesehen und sofort rumgequatscht, ›stellt euch vor, die zwei Dicken mit den Clubschweißbändern sind bestimmt umgebracht worden, da war die Polizei‹, das hat er jedem hier bereits um 11 Uhr mitteilen müssen.«
»Wer war das?«
»Muss nachsehen, wie der heißt. Rudi oder so ähnlich, glaub ich.«
»Was für’n Typ?«
»Wichtigtuer.«
»Die sind meistens harmlos.«
»Sag mal, Wolff, bist du verheiratet?«
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